Samstag, 9. Juli 2016

Staffel 3 - Folge 4 "Bella"

Elementary
Staffel 3 - Folge 4
Rezension "Bella"

Ich muss zugeben, "Bella" hat mich sprachlos gemacht. Die Qualität dieser Serie geht weit über das hinaus, was ich bisher gesehen habe und kann kaum glauben, dass es immer noch Leute da draußen gibt, die das in Frage stellen.
Die aktuelle Folge hat mich in einem Zustand der Verwirrung und in einem kaum beschreibbaren Gefühlschaos zurückgelassen. Das letzte Mal ist mir das passiert, als ich "The Fountain" von Darren Aronofsky angesehen habe und das ist schon eine ganze Weile her.
Die clever konstruierte Handlung hat eine Menge Fragen aufgeworfen, die nicht beantwortet werden können und eine Menge Probleme, die ungelöst bleiben müssen.

Als erstes ist Sherlocks Frage zu nennen, die er "Bella" zu Beginn der Folge stellt:

"Ist Liebe real oder lediglich ein menschliches Konstrukt?"

Mir gefiel die Antwort des Computers, der antwortet, dass selbst wenn Liebe nur ein menschliches Konstrukt sei, sei sie dennoch nützlich, weil sie gebraucht werde. Die Maschine scheitert allerdings daran zu erklären, warum das der Fall ist.

Übrigens ist es das erste Mal, dass Sherlock über seine Muter spricht. Er sagt, er glaube, Liebe sei ein "Schutz vor dem Schrecken der Vergänglichkeit", dies würde aber nicht die Male erklären, die er geliebt habe, seine Mutter eingeschlossen. Zu lieben hat für Sherlock immer nur bedeutet verletzt zu werden, so dass wir annehmen können, dass seine Mutter entweder gestorben ist oder die Familie verlassen hat, als er noch sehr klein war, ihn und seinen Bruder in der Obhut eines tyrannischen Vaters zurücklassend. Dieses Ereignis markiert vermutlich den Beginn von Sherlocks Traumatisierung.

Nun zurück zu "Bella".

Sherlock glaubt nicht, dass "Bella" wirklich ein Beispiel künstlicher Intelligenz ist. Doch dann stirbt der an Epilepsie leidende Programmierer durch Bilder, die auf dem Bildschirm des Rechners angezeigt werden. Es scheint, als habe der Computer den Mann selbstständig getötet, da er nicht mit einem Netzwerk verbunden war und auch kein Virus gefunden werden kann.
Sherlock heuert einige Experten auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz an. Unter ihnen befindet sich Mason, ein Junge, der Watson am nächsten Tag erklärt, warum künstliche Intelligenz gefährlich ist. Meiner Meinung nach ist das Szenario, dass er beschreibt absolut realistisch.
Computer sind programmiert und können deshalb nur rational "denken". Sie haben keine Gefühle und wissen nicht, was Empathie ist. Deshalb sind sie nicht in der Lage moralisch zu entscheiden. Gelangten sie zu der Überzeugung, dass die Menschheit ihren Zielen im Wege stünde, würden Sie uns ohne Gnade vernichten.
Diese Tatsache liefert uns die nächste unbeantwortbare Frage:

"Sollen wir unter diesen Umständen weiter versuchen künstliche Intelligenz zu erschaffen?"

Maschinen können Entscheidungen mit größerer Präzision und viel schneller treffen als Menschen. Daher gibt es eine Menge Situationen, in denen künstliche Intelligenz sehr nützlich sein könnte, zum Beispiel in der Medizin, wo sie unzweifelhaft tausende von Leben retten würde. Aber wenn ich die unkalkulierbaren Risiken betrachte, bin ich mir nicht sicher.

Die Ermittlungen ergeben, dass Bella nicht aus eigenem Antrieb tötete. Die "Waffe" war ein Virus, der durch das Hochladen von Musik auf den Rechner gelangte.
Gratulation an die Autoren für diese Idee. Die Lösung war wirklich überraschend.

Das Motiv der Mörder war es, auf die Gefährlichkeit von künstlicher Intelligenz aufmerksam zu machen. Sie erklären, dass sie einen Mann töteten, um das Leben von Milliarden von Menschen zu retten, das nächste unlösbare Problem.

Ist es erlaubt, einen Menschen zu opfern, um den Tod von vielen anderen zu verhindern?

Das ist so kompliziert, dass ich nicht einmal versuchen werde, dieses Thema zu diskutieren.


Als eine der beiden am Verbrechen beteiligten Personen die alleinige Verantwortung übernehmen will, begeht Sherlock den schlimmstmöglichen Fehler.
Er versucht, den Professor  dazu zu erpressen, ein Geständnis abzulegen, indem er droht, dessen Bruder für den Erwerb von Heroin ins Gefängnis zu bringen, etwas das Sherlock vor nicht allzu langer Zeit noch selbst getan hat. Und weil der Professor durch eigene Nachforschungen über Sherlock weiß, dass dieser seine Drohung niemals in die Tat umsetzen könnte, erweist sich die Sache als Bumerang.

Es war herzzerreißend, Sherlock vor "Bella" vollkommen verzweifelt auf dem Boden liegen zu sehen.
Am Ende stellt er dem Computer eine letzte Frage:

"Bella, ein Mitglied eines mörderischen Komplotts befindet sich im Gefängnis, das zweite auf freiem Fuß. Der Preis ihn zu fangen ist, seinen Bruder für nicht damit in Verbindung stehende Vergehen ins Gefängnis zu bringen. Vergehen für die ich, vor allen anderen, Verständnis haben sollte. Ist es richtig, den zweiten Mörder davonkommen zu lassen?"

Ich denke, jeder, der die Folge angesehen hat, kannte die Antwort im voraus und ich denke Sherlock auch:

"Ich verstehe die Frage nicht. Kann ich mehr Informationen haben?"

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